Märkte in Erholung, doch die Unsicherheit bleibt: Der Bessent-Plan zwischen Versprechen und Widersprüchen
Der von Robert Bessent – dem wichtigsten wirtschaftspolitischen Berater der neuen Verwaltung – ausgearbeitete Wirtschaftsplan scheint sich allmählich den Marktprognosen zu nähern, die im Vorfeld der Rückkehr von Donald Trumo ins Weiße Haus skizziert wurden.
Trotz geopolitischer Spannungen, innenpolitischer Unsicherheiten und kritischer Stimmen aus Wissenschaft und Wirtschaft, reagieren die Märkte bislang überraschend konstruktiv.
Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen, die zunächst stark angestiegen waren, haben sich wieder abgeschwächt – ein Indiz für gestiegenes Vertrauen in den fiskalpolitischen Kurs der Vereinigten Staaten. Der US-Dollar zeigt seit Jahresbeginn eine anhaltende Schwächephase, und die Ölpreise, die zwischenzeitlich aufgrund der Lage im Nahen Osten stark gestiegen waren, sind wieder rückläufig. Der amerikanische Aktienmarkt verzeichnet unterdessen neue Höchststände, getragen insbesondere von den Sektoren Verteidigung und Technologie.
Diese positive Entwicklung an den Finanzmärkten verbirgt jedoch eine Reihe struktureller Unsicherheiten, die unter Analysten zunehmend diskutiert werden. Die Kursgewinne des US-Aktienmarktes relativieren sich aus Sicht internationaler Investoren deutlich, wenn man die Dollar-Schwäche berücksichtigt: Im ersten Halbjahr 2025 erzielte der S&P 500 zwar ein Plus von +5,67 % in US-Dollar, doch für europäische Anleger ergibt sich durch den schwächeren Wechselkurs ein reales Minus von –7,49 % in Euro. Diese Diskrepanz unterstreicht die Bedeutung währungsbedingter Risiken in internationalen Portfolios.
Ein schwacher Dollar bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Einerseits stärkt er die Wettbewerbsfähigkeit US-amerikanischer Exporteure, was insbesondere exportorientierten Unternehmen zugutekommt. Andererseits geraten europäische und asiatische Exporteure unter Druck, da ihre Produkte im Vergleich teurer werden. Für europäische Unternehmen ergibt sich jedoch ein Vorteil beim Rohstoffeinkauf, da diese meist in US-Dollar denominiert sind und dadurch günstiger werden.
Zudem profitieren traditionell auch Schwellenländer von einem schwachen Dollar, da sich deren Finanzierung auf den internationalen Kapitalmärkten erleichtert.
Auf geopolitischer Ebene bestehen hingegen weiterhin erhebliche Spannungen. Die Debatte um neue Importzölle ist noch nicht abgeschlossen. Die Einführung konkreter Maßnahmen wird immer wieder verschoben, was von den Märkten positiv interpretiert wird. Dennoch würden selbst moderate Zölle von etwa 10 % reale wirtschaftliche Auswirkungen haben – entweder auf die Konsumenten oder auf die Unternehmen. Die Unternehmensgewinne in den USA dürften dadurch unter Druck geraten, was angesichts der derzeitigen hohen Bewertungsniveaus an den Aktienmärkten zunehmend Fragen aufwirft. Die geplante Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf 5 % des BIP könnte darüber hinaus vor allem europäischen Rüstungsunternehmen zugutekommen, die in vielen Teilbereichen technologische Führungsrollen innehaben. Gleichzeitig ist der Rückgang der Energiepreise – auch aufgrund des fallenden Ölpreises – für energieimportierende Regionen wie Europa oder Asien deutlich vorteilhafter als für die USA.
Insgesamt befindet sich die Weltwirtschaft in einer Phase sensibler Neuausrichtung. Die Märkte zeigen sich bisher optimistisch, doch das Gleichgewicht bleibt fragil. Ob der „Bessent-Plan“ langfristig erfolgreich ist, wird sich nicht allein an kurzfristigen Marktreaktionen messen lassen, sondern an der Fähigkeit der Trump-Administration, das schwierige Spannungsfeld zwischen Wachstum, fiskalischer Disziplin und politischem Konsens nachhaltig zu verwalten.
Veröffentlicht am 14. Juli 2025
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